Als Fischer setzen wir uns für die Artenvielfalt in unseren heimischen Gewässern ein. Sie ist gefährdet, wenn sich eine Art zu sehr vermehrt und dadurch die Ökologie aus dem Gleichgewicht gerät. In unserer Kulturlandschaft sind die natürlichen Bedingungen zur Selbstregulation der Artenbestände nicht mehr gegeben. Deshalb ist ein regulatives Eingreifen nötig, um die Gefährdung einzelner Arten zu verhindern.
Kormoran
Fischer, Kormoran und Vogelschützer
Vergangenheit
- Der Fischer fuhr zum Fang hinaus.
- Der Vogelschützer blieb zu Haus.
- Kein Kormoran flog weit und breit.
- Und beide hatten keinen Streit.
Gegenwart
- Der Kormoran macht nun hier Rast.
- Und ist inzwischen Dauergast.
- Den Vogelschützer freut es sehr.
- Den Fischer ärgert’s umso mehr.
Zukunft
- Die Wasser sind von Fischen leer.
- Der Kormoran ist nun nicht mehr.
- Der Fischer fährt nicht mehr hinaus.
- Der Vogelschützer bleibt zu Haus.
- Ein jeder dicke Tränen weint.
- Das Leid hat beide nun vereint.
Wissenswertes zum Kormoran
- Kormorane sind Großvögel, bis zu 95 cm groß und 3,2 kg schwer mit einem Nahrungsbedarf von ½ kg Fisch pro Tag.
- Sie jagen fast nie einzeln, sondern kommen in größeren Trupps von 20 bis zu 250 Vögeln vor. Die gemeinsame systematische „Treibjagd“ gewährleistet einen hohen Jagderfolg. Kormorane können daher, wenn sie in einem Fischwasser einfallen, innerhalb kurzer Zeit enorm hohe Prozentsätze des lokalen Fischbestandes herausfressen. Verluste von 40 – 80 Prozent innerhalb weniger Wochen sind keine Seltenheit.
- Als Tauchjäger kann er mit Ausnahme dicht bewachsener Stellen alle Gewässerzonen bejagen
- Der Kormoran kann größere und schwerere Fische erbeuten. Zusätzlich zu den gefressenen Fischen werden zahlreiche Fische bei Fangattacken verletzt.
- Als schneller Flieger wechselt er problemlos zu neuen Jagdgründen, wenn der Fischbestand eines Revieres erschöpft ist.
- Der Kormoran ist kein Standvogel. Seine hauptsächlichen Brutgebiete liegen im Norden Europas.
Die Problematik in Kürze
Das Problem ist nicht „DER KORMORAN“ – sondern die zu große Zahl
Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass Nichtfischer oft schwer verstehen, warum die Kormoran für die Angelfischerei ein so großes Problem sind. „Vergönnt den Vögeln die paar Fische“, sagen sie. Gerne, wenn es tatsächlich nur „ein paar Fische“ ginge.
Begrenzter Fischbestand – sehr viel mehr Kormorane.
Es ist nicht so, dass unsere Gewässer vor Fischen zu so wimmeln. In Wahrheit sind sie fischarm. Um 1970 gab es im westlichen Europa knapp 30.000 Kormorane. Seither haben sie sich auf über 2,2 Mio. Stück (2014) vermehrt. Kormorane sind heute häufiger und weiter verbreitet als vor 200 Jahren, als die Gewässer noch in Ordnung waren. Auch die EU-Vogelschutzrichtlinie hat auf die geänderte Situation reagiert. Seit 1996 ist der Kormoran „aufgrund der günstigen Bestandsentwicklung“ aus dem Anhang 1 gestrichen.
Hohe Fischverluste wissenschaftlich erwiesen
Es gibt Dutzende wissenschaftliche Untersuchungen, in denen nach dem Auftreten der Kormorane eine hohe bis sehr hohe Verringerung des Fischbestandes festgestellt wurde. Einige Beispiele:
Steyr (Kainz 1994) …..
Entgegen einer weit verbreiteten Hypothese sind die Verluste in naturbelassenen und unverbauten Abschnitten genauso hoch wie in anthropogen beeinträchtigten Gewässern. Weiters sind Fische zwischen 20 und 40 cm, also im optimalen Laichalter, überproportional betroffen. Wenn der Kormoran so hohe Prozentsätze einer Fischart herausfrisst, dass die Fortpflanzungskette unterbrochen wird, beeinträchtigt das die Artenvielfalt und genetische Integrität und ist damit ein ökologischer Schaden.
Film „Kormoran in Finnland“
Ein ca. 10minütiger Film aus Finnland zur Kormoranproblematik (mit englischen Untertiteln) kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://vimeo.com/142521756
Kormoran in Europa – Kormorane kennen keine Grenzen
How many Cormorants in Europe?
Die Kormoranpopulation hat sich während der vergangenen Jahre in Europa dramatisch erhöht. In der Zwischenzeit hat der Bestand lt. Schätzungen (2014) auf mehr als 2,2 Mio. Vögel zugenommen. Außerdem gibt es immer noch Länder, in denen sie sich weiter ausbreiten und vermehren, auch in Gebieten, in denen diese Art vorher niemals heimisch waren und wo sie daher als invasive nichtheimische Bedrohung anzusehen sind.
Download:
- „How many Cormorants in Europe?“, eine Dokumentation der EAA und Autor Dr. Franz Kohl
EAA TaskForce „Cormorants“
Die EAA TaskForce „Cormorants“ unter der Leitung von Dr. Franz Kohl (ÖKF FishLife) arbeitet auf europäischer Ebene mit Experten, Wissenschaftler, Stakeholdern und Entscheidungsträgern. Sie sammelt und veröffentlicht wissenschaftlich belegte Daten und Fakten, sensibilisiert die Interessen der Angelfischer und drängt auf einen europäischen Kormoran-Management-Plan unter Anwendung der bestehenden EU-Naturschutzrichtlinien (Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitatrichtlinie).
Download:
EU-Vogelschutzrichtlinie
Ein Kormoranmanagement ist lt. Artikel 9 der EU-Vogelschutzrichtlinie durchaus legitim, wenn es zur Abwehr erheblicher Schäden nötig ist und solange dadurch die Vogelart nicht gefährdet wird. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Kormorane erhebliche Schäden verursachen. Auch Eingriffe in Brutkolonien sind durchaus legitim, sofern sie entsprechend begründet und kontrolliert werden. Jedes Land kann die Möglichkeiten von Artikel 9 der Vogelschutzrichtlinie in vollem Umfang nutzen.
Richtlinien (Guidance paper) für die Anwendung der Vogelschutzrichtlinie
Immer wieder werden wir damit konfrontiert, dass Vertreter des Vogelschutzes die Vogelschutzrichtlinie nach Belieben und nach Gutdünken auslegen. Ein Leitfaden der EU-Kommission zur Erläuterung und zur Anwendung der Vogelschutzrichtlinie stellt unmissverständlich klar, dass man bei ERHEBLICHEM Schaden richtlinienkonform mit einem Kormoranmanagement eingreifen darf, so auch in Schutzgebieten! Es darf auch kein Unterschied zwischen profit-orientierten Fischereibetrieben und nicht-kommerziellen Anglervereinen gemacht werden.
Das beweist, dass die derzeit geltenden Regelungen in Österreich, inklusive der Abschuss-Erlaubnisse, aus Sicht der EU-Umweltkommission vollkommen legitim sind.
- In Vorarlberg wurden in der Fussacher Bucht am Bodensee, einem Naturschutzgebiet, die Schlafbäume einer Kormorankolonie zerstört,
- In Frankreich dürfen auf Basis wissenschaftlich fundierter staatlicher Quoten pro Jahr 30.000 – 40.000 Kormorane abgeschossen werden.
- In Dänemark wird das Management mittels Eingriffen in Brutkolonien als durchaus positives Beispiel präsentiert. Neben Abschüssen werden jährlich in 6.000 Nestern die Eier unfruchtbar gemacht.
EU-Projekt CorMan
Nach dem Voting des EU-Parlaments für einen europäischen Kormoranmangementplan zeigte sich die EU-Kommission an einer Umsetzung nicht interessiert und verwies auf die Möglichkeiten auf nationaler Ebene. Zumindest wurde als Konsequenz die EU-Arbeitsgruppe CorMan Sustainable Management of Cormorant Populations“ ins Leben gerufen. Die Europäische Anglerallianz ist dort im Stakeholder-Forum präsent und wird von Dr. Franz Kohl (ÖKF FishLife) vertreten wird.
Erstmals wird die Kormoranproblematik in der EU so ernst genommen, dass ihr eine offizielle Website gewidmet wird.
http://ec.europa.eu/environment/nature/cormorants/home_en.htm:
Dort findet man Infos über
- Erfahrungen mit Kormoran-Managementmethoden mit bewährten Lösungen zur Verringerung der Auswirkungen von Kormoranen auf Fischerei, Fischfauna und Aquakultur.
- Wissensstand über die Kormoran-Bestandsentwicklung in Europa
- Links zu veröffentlichtem Material zu verschiedenen relevanten Themen.
Die Fortschritte sieht man:
- Kein Zweifel mehr, dass es Schäden gibt
- Abschüsse und auch andere Maßnahmen zur Schadensbegrenzung sind legitim
- Eingriffe in Vogelschutzgebieten als auch an Schlafplätzen sind möglich
- International koordiniertes Bestandsmanagement in den Brutkolonien ist erlaubt
- Die Entscheidung dafür liegt laut EU aber in der Kompetenz der Mitgliedsländer
Stakeholder dieser Plattform neben der EAA (Europäische Anglerallianz):
BirdLife International, COPA – COGECA, The European Inland Fisheries and Aquaculture Advisory Commission (EIFAAC). Europêche, The Federation of Associations for Hunting and Conservation of the EU (FACE), Federation of European Aquaculture Producers (FEAP)
ÖKF Kormorandokumentation
„Kormoran und Fische, Naturschutz und Fischerei – Fakten und Argumente zu einem lösbaren Problem“
Dr. Frank Kohl, Dezember 2011
erhältlich um € 14,50 über oekf@fishlife.at
Hinter der Kormoranfrage stehen ernste, fundamentale Fragen darüber, wie wir in Zukunft mit der Natur und natürlichen Ressourcen umgehen. Der Kormoran ist ein besonders auffälliges Beispiel, wie sich eine ursprünglich bedrohte Tierart infolge von Schutz und Förderung so stark vermehrt, dass sie unübersehbare Schäden anrichtet und flächendeckend zur Plage wird.
Die Kapitel gliedern sich in die Themenbereiche:
- Das Problem im Überblick
- Kormorane – Biologie, Lebensraum, Jagdweise und Nahrung
- Kormoran-Entwicklung in Europa
- Kormorane in Österreich
- Auswirkungen auf den Fischbestand: Wissenschaftliche Studien und Fallbeispiele
- Maßnahmen zur Schadensabwehr
- Bestandsmanagement – die vernünftigste Lösung
- Ausblick – Was sollte geschehen
Fallstudien an unterschiedlichsten Gewässern in Europa zeigen den starken Rückgang des Fischbestandes. Alles zusammen lässt keine Zweifel am Einfluss des Kormorans offen. Die Kapitel „Was in Europas Brutgebieten getan werden sollte!“ und „Was auf EU-Ebene, in Brüssel geschehen sollte“ liefern hier auf wissenschaftlichen Studien basierende Argumente und zeigen die vernünftigste Lösung auf: Bestandsmanagement.
Diese Dokumentation beleuchtet auf 168 Seiten umfassend und verständlich das jahrzehntelange Problem aus der Sicht des Fischschutzes. Das Werk wendet sich vor allem an Personen, die der Fischerei und dem Fischschutz nahe stehen, sollte aber auch für Leser aus dem Kreis der Politik, der Medien und des Natur- und Vogelschutzes die Problematik so differenziert und objektiv darstellen, dass sie sich selbst ein ausgewogenes Urteil bilden können.
Das Werk stellt die Problematik so differenziert und objektiv dar, dass sich jeder selbst ein ausgewogenes Urteil bilden kann. Erhältlich um € 14,50 im ÖKF!