Lebensraum Wasser

Fischer schaffen/verbessern Lebensraum

Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung

Ein Meilenstein für naturnahe Gewässer ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Der Erfolg bzw. die Umsetzung in Österreich lässt jedoch zu wünschen, sind doch noch immer über 60 % der Gewässer Österreichs in einem schlechten ökologischen Zustand. Der 2. Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan 2015 – 2021 wurde immerhin mit 2 Jahren Verspätung veröffentlicht. Er fordert großteils freiwilligen Maßnahmen, lässt etliche Ausnahmen für Kleinkraftwerke zu und stellt noch dazu keinerlei Fördermittel in Aussicht. Doch was hilft Schmollen und Trübsal blasen. Wir sollten nicht auf große Renaturierungsprojekte warten, sondern könnten mit Eigeninitiative den Lebensraum für unsere Fische verbessern.

Fischer packen selber an – kleine Maßnahmen mit großer Wirkung

Gewässerbewirtschafter packen oftmals an, denn sie wissen wofür und warum. So wie Fische als Indikatoren für die Wasserqualität gelten, erkennen Angler in der Regel als erste, wenn es den Fischen schlecht geht. Und schlecht geht es ihnen nicht nur wegen Verschmutzungen und Vergiftungen, sondern – viel häufiger – weil es ihnen an Lebensraum fehlt. Durch Nachzucht und Besatz kann zwar versucht werden, die natürlichen Fischbestände zu unterstützen. Doch ohne geeigneten Lebensraum laufen sie diese Maßnahmen tot.

Wie kleine Maßnahmen zur Aufwertung des Lebensraumes im und am Wasser führen, wird im Handbuch „Fischer schaffen Lebensraum“ des Schweizerischen Fischerei-Verbandes aufgezeigt. Mit einfachem Werkzeug und kostengünstigem Material können Fischer wertvollen Lebensraum selber schaffen.

Es gilt das Motto: „Viel Lebensraum für wenig Geld!“

  • Maßnahmen mit lebenden Pflanzen: Standorttypische Ufergehölze, Faschinen (Astbündel) zur Strukturvielfalt, Steckhölzer als naturnaher Uferschutz bzw. Entwicklung von Weidezäune leisten wertvolle Beiträge zur Beschattung, Ufersicherung bzw. zum Wind- und Immissionsschutz.
  • Maßnahmen mit Totholz: Wurzelstöcke zur Uferstrukturierung, Raubäume als Böschungssicherung als auch Totholz- bzw. Pfahlbuhnen sind als Strukturbildner von großer Bedeutung und führen zu einer deutlich erhöhten Strömungsvielfalt.
  • Maßnahmen mit Steinen und Felsbrocken: Der Vorteil liegt in der langen Haltbarkeit. Blocksteine können Fließgewässer strukturieren, Lenkbuhnen leiten die Gewässerströmung und erzeugen ufernahe Kolke. Blocksteinriegel und Rampen stellen eine gute Möglichkeit dar, die Fischdurchgängigkeit zu verbessern.
  • Maßnahmen mit Kies und Geschiebe: Kiesschüttungen verbessern das Laichplatzangebot und den Lebensraum von Klein- und Jungfischen. Die Lockerung von kolmatierten und verschlammten Kiesbänken trägt ebenso zur Lebensraumaufwertung signifikant bei.

Das Handbuch zeigt jedoch nicht nur mögliche Maßnahmen, sondern enthält ebenso eine Anleitung, wie Schritt für Schritt solch ein Projekt realisiert werden kann. Der Schwerpunkt liegt auf kleinen Fließgewässern mit 10 m Sohlenbreite. Diese Vorschläge sind keine Konkurrenz zu großflächigen Renaturierungen. Dort wo Platz, Geld oder Zeit knapp sind, können sie jedoch als wichtige Ergänzung dienen. Mehr Fische und die Rückkehr verschwundener Arten sind die Belohnung für unsere Anstrengungen im Gewässerschutz.

Fischer schaffen Lebensraum
Instream Restaurieren – Gewässeraufwertung mit einfachen Maßnahmen

Schweizerischer Fischerei-Verband
Verkaufspreis: CHF 25,00, erhältlich im ÖKF: EUR 22,00

Auf Initiative der Grazer Sportangler und dem Wasserbauamt Leibnitz wurden gezielt Steine in den Fluss plaziert um Strukturen in dem vormals eintönigen Gerinne zu schaffen. Durch solche Revitalisierungen wurde die Sulm wieder Lebensraum unzähliger Tiere und Pflanzen. Flache Uferzonen, Ufergehölz und Kiesbänke bieten ideale Laichplätze und Brutstätten für Fische und Vögel.

Text: Sonja Behr

Bilder: Hans Ljubic